Genetic News 10/2021

 
Liebe Leserinnen und Leser,
in der heutigen Ausgabe erhalten Sie Informationen über unseren neuen Test beim Bedlington Terrier. Zudem informieren wir Sie über die Collie Eye Anomalie (CEA) bei den jeweiligen Rassen. Auch berichten wir über die Fellfarbe Cocoa bei der Französischen Bulldogge. Anhand einer eigenen Studie haben wir das Zusammenspiel von Cocoa mit verschiedenen anderen Fellfarbgenen untersucht und auch die gesundheitlichen Aspekte der Cocoa-Variante genauer unter die Lupe genommen. Zudem informieren wir Sie noch über die prcd-PRA. Diese ist eine bei vielen Hunderassen verbreitete Form der Progressiven Retinaatrophie (PRA). Je nach Rasse tritt die Erkrankung in einem unterschiedlichen Alter. Zum Abschluss erhalten Sie noch einen Rückblick zu unserem Online Züchtertag.

Viel Spaß beim Lesen!

Ihr Labogen-Team
 
Update: Kupferspeicherkrankheit beim Bedlington Terrier – neuer Test

Kupfer-Toxikose kann beim Bedlington Terrier zu toxischen Kupferkonzentrationen in der Leber und anderen Organen führen, was Organschäden und Leberversagen auslösen kann. Anstatt des bisherigen Markertest auf die Kupferspeicherkrankheit können wir nun einen Gentest auf die ursächliche COMMD1-Variante anbieten. Mehr Informationen zu diesem zur Erkrankung und zum Gentest erhalten Sie hier.
Infos zum COMMD1-Test
Kupfer ist ein essentielles Spurenelement, das bei vielen biologischen Prozessen eine wichtige Rolle übernimmt. Bei zu hohen Konzentrationen kann Kupfer jedoch toxisch sein. Kupfer wird über die Nahrung und das Trinkwasser im Verdauungsapparat aufgenommen. Über die Darm-Enterozyten gelangt es vom Darmlumen in den Blutkreislauf. Von dort aus wird das Kupfer zur Leber hin transportiert, wo es in Proteine eingebaut, gespeichert oder weiter zu anderen Organen transportiert wird. Liegt in der Leber eine zu hohe Kupferkonzentration vor, so ist das Transportprotein ATP7B in den Hepatozyten für die Ausscheidung des überschüssigen Kupfers über die Gallenflüssigkeit verantwortlich.

Beim Bedlington Terrier wurde eine genetische Variante im COMMD1-Gen (früher MURR1 bezeichnet) gefunden, welche zu einer Kupfer-Toxikose führen kann. Das COMMD1-Protein interagiert mit dem ATP7B-Transporter und reguliert so die Kupferkonzentration innerhalb der Leberzellen. Durch die COMMD1-Variante kommt es zu einer gestörten Kupferausscheidung, was extrem hohen Kupferansammlungen in der Leber mit sich bringen kann. Anstatt des bisherigen Markertests auf die Kupferspeicherkrankheit beim Bedlington Terrier können wir nun eine genetische Untersuchung auf die ursächliche COMMD1-Variante anbieten.

Die betroffenen Hunde zeigen zunächst keine Symptome, mit der Zeit kommt es aber zu Leberschäden, Entzündungen, Fibrosen und Leberzirrhose. Die Erkrankung zeigt sich daher meist erst im erwachsenen Alter. Typische Anzeichen sind eine Abnahme der Aktivität, verminderter Appetit, übermäßiger Durst, Erbrechen, Gewichtsverlust, Gelbsucht (Ikterus), Bauchwassersucht (Aszites) und neurologische Auffälligkeiten. Durch die Freisetzung von Kupfer in den Blutkreislauf kann es auch zu hämatolytischen Anämien (Auflösung roter Blutkörperchen) kommen.
 
Collie Eye Anomalie (CEA) – bei den betroffenen Rassen auch weiterhin ein wichtiges Thema
Die CEA führt zu Veränderungen der Netzhaut und kann in unterschiedlichen Schweregraden ausgeprägt sein. Während bei manchen betroffenen Tieren keine Symptome erkennbar sind, kann es bei anderen zur vollständigen Erblindung kommen. Der Gentest auf die CEA ist patentgeschützt. Wir geben Ihnen einen aktuellen Überblick über die Genotypen-Verteilung der einzelnen Rassen und erklären, warum der genetische Test auch weiterhin ein wichtiges Thema für die Gesundheit der Hunde darstellt.
CEA und die Genotypen-Verteilung
Bei der CEA handelt es sich um eine Erbkrankheit, bei der es zu Veränderungen der Netzhaut des Auges kommt. CEA kann in verschiedenen Schweregraden ausgeprägt sein. In manchen Fällen sind die Veränderungen der Netzhaut nur gering, die Krankheit verläuft völlig unbemerkt. Es kann aber auch zur Ausbildung sogenannter Kolobomen (Spaltbildungen) an der Eintrittstelle des Sehnervs, zu Gewebeveränderungen (Dysplasie) der Netzhaut und der Aderhaut sowie zur Faltenbildung der Netzhaut kommen. Dadurch kann die Sehkraft des betroffenen Hundes beeinträchtigt werden. Bei der schlimmsten Form der CEA kommt es durch Blutgefäß-Veränderung zu Blutungen der Netzhaut. Dies kann eine Netzhautablösung zur Folge haben, was zur Erblindung des Hundes führt.

Der Schweregrad der Erkrankung verändert sich bei der CEA im Laufe des Lebens nicht, ein betroffener Hund erblindet also nicht erst im Alter. Die mildeste Form der CEA, die sogenannte CRH (chorioretinale Hypoplasie) ist beim Welpen nur bis zu einem Alter von ca. 9 Wochen erkennbar, danach wird sie durch Pigment-Einlagerung überdeckt und ist für den Augenarzt nicht mehr feststellbar. Hunde, deren CEA-Erkrankung phänotypisch im Alter nicht mehr festgestellt werden kann, bezeichnet man als sogenannte “Go-Normals“. Bei diesen Hunden kann später das Vorliegen der CEA einzig durch einen Gentest überprüft werden.
Die CEA tritt vor allem bei Collies (Kurz- und Langhaar) auf, aber auch bei weiteren Hütehundrassen und verwandten Rassen wie Australian Kelpie, Australian Shepherd, Bearded Collie, Border Collie, Lancashire Heeler, Langhaar Whippet, Miniature American Shepherd, Shetland Sheepdog und Silken Windhound. Daneben wurde die CEA-Variante auch beim Boykin Spaniel, Hokkaido und Nova Scotia Duck Tolling Retriever gefunden. Die Graphik zeigt die Verteilung der einzelnen Genotypen (frei N/N, Träger N/CEA und betroffen CEA/CEA) der getesteten Hunde in der jeweiligen Rasse (Rassen bei denen bislang <100 Tiere getestet wurden werden nicht dargestellt). Doch auch wenn der Anteil der Trägertiere bzw. betroffenen Tiere in manchen Rassen vergleichsmäßig niedrig erscheint, sollte die Erkrankung nicht außer Acht gelassen werden. Andernfalls droht die unbemerkte Ausbreitung der Variante innerhalb der Rasse und damit auch die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung betroffener Welpen.


Weitere Informationen über CEA und die genetische Untersuchung in unserem Partnerlabor finden Sie unter: [ CEA-Partnerlabor ]
 
Cocoa-Fellfarbvariante und auch mehr?
Die Cocoa-Variante kann bei der Französischen Bulldogge zu einer braunen Fellfarbe führen. Beim Menschen haben Varianten im selben Gen jedoch auch noch weitere gesundheitliche Auswirkungen. Anhand einer eigenen Studie haben wir das Zusammenspiel von Cocoa mit verschiedenen anderen Fellfarbgenen untersucht. Zudem haben wir die gesundheitlichen Aspekte der Cocoa-Variante bei der Französischen Bulldogge genauer unter die Lupe genommen.


 
Cocoa in Bezug auf Fellfarbe und Gesundheit
Bei der Französischen Bulldogge kann die braune Fellfarbe neben dem B-Lokus auch durch eine weitere genetische Variante namens „Cocoa“ bedingt sein. Lange Zeit konnte die braune Fellfarbe der Cocoa-Hunde nicht bestimmt werden, da nur die unterschiedlichen Varianten des B-Lokus untersucht werden konnten. Seit etwa eineinhalb Jahren ist nun endlich auch der genetische Test auf Cocoa verfügbar.

Die Cocoa-Fellfarbe wird durch eine Variante im HPS3-Gen verursacht. Beim Menschen können Varianten in diesem Gen das sogenannte Hermansky-Pudlak-Syndrom auslösen. Typische Symptome dieses seltenen Syndroms sind Albinismus der Haut, Blutungsneigungen durch eine verringerte Thrombozytenaggregation und teilweise auch unkontrollierbares Augenzucken (Nystagmus) sowie leichte Sehbeeinträchtigungen. Zusammen mit Herrn Prof. Dr. Leeb von der Universität Bern und Herrn Ph.D. Manukjan vom Universitätsklinikum Würzburg untersuchten wir in einer eigenen Studie, ob auch die Cocoa-Variante neben der Fellfarbe eine Auswirkung auf die Blutungsneigung der Französischen Bulldoggen haben könnte. Zudem haben wir das Zusammenspiel unterschiedlicher Genotypen des A-, B-, D-, E- und I-Lokus mit Cocoa auf die phänotypische Fellfarbe anhand einiger Beispiele analysiert.

Der Fellfarb-Vergleich von Französischen Bulldoggen mit unterschiedlichen Konstellationen an den verschiedenen Genorten hat gezeigt, dass die Cocoa-Variante oft nicht alleine durch die optische Betrachtung der Fellfarbe identifiziert werden kann. In einzelnen Fällen lässt sich die Cocoa-Variante durch eine dunklere Braunfärbung von der am B-Lokus bedingten Fellfarbe unterscheiden. Bei den meisten Hunden kommt es aber zu einem Zusammenspiel mit den vorliegenden Allelen der anderen Genorte und demnach zu unterschiedlichen Abstufungen der Fellfarbe. Daher ist für die eindeutige Bestimmung der Fellfarbe eines Hundes, sowie für mögliche Vorhersagen für die Nachkommen, in der Regel die genetische Untersuchung mehrerer Fellfarbgene nötig. Alleine die Untersuchung des Genotypes für Cocoa reicht meist nicht aus.

In Bezug auf die Blutungsneigung und der Sehbeeinträchtigungen haben die befragten Besitzer von Cocoa-Hunden bislang keinerlei Auffälligkeiten beobachten können. Da auch beim Menschen nur geringe Blutungsneigungen beschrieben sind, die aber in besonderen Situationen (schwerwiegende Operationen oder Verletzungen, Zahnextraktionen usw.) problematisch werden können, haben wir dennoch die klinischen Parameter der Cocoa-Hunde genauer untersucht. Obwohl die Gerinnungswerte der untersuchten Hunde noch innerhalb des Referenzbereichs liegen, konnten wir einen Funktionsdefekt der Thrombozyten feststellen. Solange eine Blutungsneigung nicht durch weiterführende Studien ausgeschlossen werden kann, empfehlen wir daher vor einer Operation die Bestimmung des Cocoa-Genotyps. Bei den homozygoten Cocoa-Hunden sollten Notfallmedikamente bereitgehalten werden, um im Fall der Fälle schnell eingreifen zu können.
Die detaillierten Ergebnisse der Studie wurden vor kurzem in der Zeitschrift „Genes“ veröffentlicht und können bei Interesse hier eingesehen werden: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34356108/
 
Die prcd-PRA – eine bei vielen Rassen vorkommende Form der Retinaatrophie
Die prcd-PRA ist eine bei vielen Hunderassen verbreitete Form der Progressiven Retinaatrophie (PRA). Je nach Rasse tritt die Erkrankung in einem unterschiedlichen Alter auf und führt erst zur Nachtblindheit und später zur völligen Erblindung. Der Gentest auf die prcd-PRA ist patentgeschützt. Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit unserem Partnerlabor, welches nach der DIN ISO/IEC 17025:2018 akkreditiert ist, können wir schon seit einigen Jahren eine genetische Untersuchung auf prcd-PRA anbieten. Hier erhalten Sie ausführliche Informationen zur Erkrankung und zur aktuellen Statistik.
Mehr Informationen zur prcd-PRA
Der Begriff Progressive Retinaatrophie (PRA) steht für eine Gruppe von erblich bedingten Photorezeptor-Störungen der Netzhaut, die bei verschiedenen Hunderassen durch unterschiedliche Mutationen hervorgerufen werden. Die progressive Retinaatrophie (PRA) ist eine fortschreitende Erkrankung der Netzhaut (Retina). Dabei werden die Photorezeptoren des Auges im Laufe der Zeit zerstört. Die Veränderungen betreffen beide Augen und schreiten bei beiden Augen im gleichen Maße voran.
Die Netzhaut ist eine Schicht von spezialisiertem Nervengewebe an der hinteren Innenseite des Auges. Man unterscheidet in der Netzhaut zwei verschiedene Photorezeptortypen: Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen (englisch „rod“) sind spezialisiert auf das Sehen im Dämmerlicht. Die Zapfen (englisch „cone)“ dagegen sind zuständig für die Verarbeitung des Tageslichts und für das Farbsehen.

Bei der prcd-PRA verlieren zuerst die Stäbchenzellen ihre normale Funktion, dies führt zu fortschreitender Nachtblindheit und einem Verlust der Anpassung des Sehvermögens. Im späteren Stadium werden auch die Zapfenzellen zerstört, sodass es schließlich zur völligen Erblindung des Hundes kommt. Die klinischen Symptome treten in der Regel schon in der frühen Jugend auf, bei den verschiedenen Hunderassen allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit unterschiedlicher Zeitdauer bis zur vollständigen Erblindung (mehrere Monate bis Jahre). Spezielle Augentierärzte können bei einer ophthalmologischen Untersuchung von PRA-betroffenen Hunden eine bilaterale Mydriasis (beidseitige Pupillenweitstellung) feststellen, sowie ein verstärkt reflektierendes Tapetum lucidum und ein sich zurückbildendes Gefäßnetz der Retina.
Da die Symptome der prcd-PRA oft erst nach Eintritt des Zuchtalters in Erscheinung treten, sollte der genetische Status des Hundes bei den betroffenen Rassen vor dem Zuchteinsatz anhand eines Gentests untersucht werden. So kann durch eine gezielte Auswahl der Verpaarungspartner die Entstehung betroffener Welpen vermieden werden. Es gibt weitere zahlreiche genetisch bedingte Formen der PRA, die für eine Vielzahl der Hunderassen in Frage kommen. Jedoch kann die prcd-PRA im Vergleich zu den anderen bekannten PRA-Formen bei relativ vielen Rassen vorkommen. Daher sollte auch bei Mischlingshunden mit den entsprechenden Symptomen eine genetische Abklärung der prcd-PRA in Betracht gezogen werden. Weitere Informationen zu den betroffenen Rassen und der genetischen Untersuchung finden Sie unter folgendem Link: Prcd-PRA-Partnerlabor.

Aufgrund des Patentschutzes bedienen wir uns eines Partnerlabors und Kooperationspartnern. So bieten wir für Sie ein möglichst großes Spektrum der genetischen Diagnostik an. Im Falle der prcd-PRA haben wir mit unserem Partnerlabor schon sehr lange einen Partner an unserer Seite, der ebenfalls mit den gewohnt hohen Laboklin-Qualitätsstandards arbeitet. Seit kurzem ist unser Partnerlabor nun auch für die Tests auf MDR1 und prcd-PRA nach der DIN ISO/IEC 17025:2018 akkreditiert worden, was nochmals die Qualität und Zuverlässigkeit des Partnerlabors von offizieller Seite bestätigt.
 
Online Züchtertag 2021

Am 18.09.2021 fand der 7. Züchtertag von Laboklin unter dem Motto „Alles rund um den Welpen“ statt. Auf Grund der derzeitigen Situation mussten wir auch dieses Jahr auf eine Präsenzveranstaltung verzichten und luden zu einer Online Veranstaltung ein. Wir freuen uns sehr, dass unsere namenhaften Referenten mit ihren Vorträgen über Medizin, Genetik und die rechtlichen Aspekte so gut bei Ihnen angekommen sind. In der Expertenrunde zu dem Thema „1,5 Jahre Covid-19 und die Neulinge in der Hundehaltung“ wurde ein aktuelles Thema aufgegriffen und von unseren Experten aus verschiedenen Fachrichtungen diskutiert.

Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Züchter, Zuchtverbände, Referenten und Sponsoren, sowie alle fleißigen Helfer!
Ein Termin für die nächste Züchtertagung steht übrigens auch bereits fest: Am 29./30.10.2022 wird die achte Züchtertagung stattfinden. Sicher werden wir versuchen, die Vorteile einer Online Tagung mit denen eines persönlichen Treffens zu verbinden. An einem Konzept für eine Hybrid-Veranstaltung wird gearbeitet. Schwerpunktthema hierbei wird „Was geht, das geht, was nicht geht, das läuft...“ sein, namhafte Referenten wie Prof. Dr. Fischer und Dr. Dr. Berk haben bereits zugesagt. Seien Sie gespannt!
 
Bei weiteren Fragen steht Ihnen das Team von Labogen per E-Mail (labogen@laboklin.com) oder telefonisch (0971/7202 505) gerne zur Verfügung.

Wir würden uns freuen wenn Ihnen der Newsletter gefallen hat. Teilen Sie uns doch bitte Ihre Meinung dazu mit. Wir bereiten in der Zwischenzeit unsere nächste Ausgabe für Sie vor.

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